PlanFormArt Architektur & Innenarchitektur Mahfoud & Rieth PartG (mbB), Bad Kreuznach, www.planformart.com

Fotos © PlanFormArt Architektur & Innenarchitektur Mahfoud & Rieth PartG (mbB), Bad Kreuznach

Die besondere architektonische Aufgabe bei diesem Projekt bestand darin, ein typisches 70er Jahre Bauwerk, das ehemalige Bettenhaus Golling, das der Mehrheit der Bevölkerung optisch nicht zusagte, in seiner Lage aber durchaus Stadtbild prägend ist, durch umfangreiche Änderungen und einen Anbau in ein modernes, ansprechendes Gebäude mit Symbolcharakter zu verwandeln.
Dabei musste es auch funktional von einem Geschäftshaus für Bettwaren in ein Stadtarchiv umstrukturiert werden.


Zu Gute kam dem Gebäude, dass es als 3-geschossiger Stahlbetonskelettbau errichtet wurde und auf Grund seiner Tragstruktur großflächige Innenräume ermöglicht, die für die Nutzung als Archiv essentiell sind. Das Gebäude wurde komplett entkernt und vor allem hinsichtlich des Wärmeschutzes umfangreich ertüchtigt.
Basierend auf der vorhandenen Gebäudestruktur, die aus einzelnen Kuben besteht wurde auch der 12 x 12 m große Anbau als Kubus entwickelt. Auf das Stilelement der Kuben wird in gestalterischer Sicht mehrfach zurückgegriffen, um die Zusammengehörigkeit der Bauteile zu betonen.
Alle öffentlichen Bereiche, die als Aufenthalts- und Arbeitsräume dienen, aber auch die WC-Anlagen sind konzentriert im Erdgeschoss untergebracht.
Entlang der Mannheimer Straße erstreckt sich der Multifunktionsraum mit einer Fläche von ca. 145 m². Er dient als Benutzerraum, kann aber auch für Ausstellungen, Veranstaltungen und Vorträge verwendet wer-den.
8 Arbeitsplätze, eine Sitzecke zum Zeitung lesen, ein Computerarbeitsplatz und ein Microfiche-Lesegerät ste-hen den Besuchern hier zur Verfügung.
Die akustische Lochdecke dient gleichzeitig auch als Heizung und bietet die Möglichkeit für Ausstellungen flexibel Haken magnetisch zu befestigen und rückstandslos wieder zu entfernen.
Somit ist nicht nur der Raum multifunktional, auch die Einbauten erfüllen mehrere Funktionen gleichzeitig.
Angrenzend an den Benutzerraum befinden sich im Anbau ein Büro, die Bestandserschließung, ein Pausen-raum für die Mitarbeiter, ein Kopierraum und der WC-Kern für Besucher und Personal.
Die vertikale Erschließung mit Treppe und barrierefreiem Aufzug ist zentral zwischen Bestand und Neubau positioniert. Ein separater Zugang ermöglicht das direkte Einbringen von Archivgut und die Verteilung in die einzelnen Geschosse.
Das Obergeschoss mit einer Fläche von ca. 325 m² dient komplett als Archivfläche.
Dabei nimmt das Magazin für Bürgerschaftliche Überlieferungen 2/3 der Fläche ein. Hier stehen den ver-schiedenen Archivalien wie z. B. Fahnen, Gemälde, Pokale unterschiedliche Regalsysteme zur Verfügung.

Im Neubauteil befinden sich 2 Rollregalsysteme. Auf Grund der damit verbundenen hohen Deckenlast, konn-ten sie statisch nur im Anbau eingebaut werden.
Auch im Kellergeschoss dient der größte Teil, ca. 160 m², als Archivfläche. Hier sind das Foto- und Filmarchiv, sowie eine weitere große Rollregalanlage untergebracht. Eigens dafür wurde die Tragfähigkeit der Boden-platte erhöht.
Im Anbau, direkt an das Treppenhaus angegliedert, liegen die Technikräume, sowie ein kleines Lager.
Insgesamt umfasst das neue Haus der Stadtgeschichte eine Nutzfläche von ca. 810 m² und ein Bruttoraum-volumen von ca. ca. 3.620 m³.
Die ursprüngliche Bestandsfassade war geprägt von großformatigen Waschbetonplatten. In Anlehnung an diesen Bestand wurde das Obergeschoss mit großformatigen Faserzementplatten in moderner Optik beklei-det. Die gedämmte, vorgehängte Fassade hält das Raumklima der Archive, ungeachtet der Wetterbedingun-gen außen, möglichst konstant.
Die Platten wurden auch an der auskragenden Unterseite des oberen Baukörpers montiert, um seine kubis-tische Wirkung zu betonen. Die Farbe der Platten passt ins Gesamtfarbkonzept des Gebäudes.
Auch das Erdgeschoss wurde mit einer vorgehängten Fassade aus Faserzementplatten verkleidet. Die dun-kelgraue Basaltoptik unterstreicht die Funktion als Sockelgeschoss.
Entlang der Mannheimer Straße unterbrechen 5 kubistische Fensteröffnungen mit Eichenholzrahmen die Fassade. Um den Eindruck von Schaukästen zu verstärken, erhielten die Fenster umlaufend eine zurücksprin-gende Schattenfuge aus pulverbeschichtetem Blech.
Der Anbau wurde aus gedämmten Ziegelsteinen errichtet und erhielt außenseitig eine Putzoberfläche mit farbigem Anstrich, abgestimmt auf das Gesamtfarbkonzept.
Die Fenster bestehen aus der Reihung eines 95 x 140 cm großen Elementes, das als Einzel-, oder Dreierformat zusammengesetzt wurde.
Sie alle erhielten einen, in die Fassade integrierten, Sonnenschutz in Form von Raffstoreanlagen. Die Profile bestehen aus pulverbeschichtetem Aluminium in Cortenstahloptik.
Das Treppenhaus mit Aufzug zeigt sich nach außen als Pfosten-Riegel-Fassade mit hohem Glasanteil und bil-det eine optische Fuge zwischen beiden Baukörpern.
Die Zufahrt und der angrenzende Hofbereich bis zur hinteren Grundstücksgrenze wurden gepflastert. Es ent-standen 4 PKW-Stellplätze, von denen einer als Behinderten Parkplatz angelegt ist.
Der restliche Hofbereich hinter dem Gebäude erhielt eine sandgebundene Decke. Ein kleinkroniger Baum und eine Sitzecke laden zum Verweilen ein.

Gestaltung der Innenräume:
Bewusst wurde das Stilelement der Kuben, sowie die Farben und Materialien der Fassaden auch im Innen-raum verwendet, damit ein ganzheitliches, harmonisches Gesamtkonzept entsteht, bis hin zu den Möbeln.
Der Veranstaltungsraum ist schlicht in Weiß gehalten, damit er sich den Funktionen gegenüber zurück nimmt. In Kontrast dazu wurde ein Eiche Industrieparkett verlegt und die Schaukästen mit breiten Eichenholzrahmen verkleidet. Sie verleihen dem Raum eine angenehme Atmosphäre.
Die Wandfarbe im Treppenhaus wurde neutral in einem warmen Hellgrau gewählt. Sie setzt sich gegenüber der weißen Decke ab und lässt den Aufzugstreppenturm in Schwarz als Kubus hervortreten.
Die Wände in den Büros wurden im gleichen Hellgrau angelegt und als Boden wurde schwarzer Linoleum verlegt. Davon heben sich wiederum die kubistischen Möbel in Weiß ab.
Die WC-Wände sind mit HPL-Platten mit beigem Dekor und in Cortenstahloptik verkleidet. Die Böden wurden passend dazu gefliest.
Alle Archive sind komplett in Weiß gestrichen und erhielten zum Kontrast ebenfalls schwarze Linoleumbö-den. Davon heben sich wiederum die Rollregalanlagen in Weißaluminium ab.
Die von uns entworfenen Möbel im Veranstaltungsraum basieren auf einem kubistischen Grundmodul und bestehen aus weißen Platten mit sichtbaren Multiplexkanten.
Sie sind allesamt mobil, um der gewünschten Flexibilität des Raumes Rechnung zu tragen. Nach Bedarf kön-nen sie an verschiedene Stellen im Raum geschoben werden.
Für die Stapelstühle wurde eine moderne und pflegeleichte Kunststoffschale mit glasfaserverstärkten Beinen ausgewählt. Die Stühle können durch ein Klicksystem mit Schreibtablaren in Schwarz ausgestattet werden.
Auch die Tische im Benutzerraum sind Weiß. Sie gehören zur Produktserie der Stühle. Bei Bedarf können sie durch einen einfach zu handhabenden Mechanismus zusammengeklappt werden.
Die Rollregalanlagen bestehen aus pulverbeschichtetem Stahlblech in Weißaluminium, sind vorne und oben geschlossen. Sie stehen auf einem schwarzen Sockel auf und werden über ein schwarzes Drehrad mecha-nisch betätigt. Sie sind wahlweise mit Hängeregistraturen und Fachböden bestückt.