morph4 architecture | L-5414 Canach | www.morph4.com

Carsten Larusch Architektur | D-54634 Bitburg | www.cl-ar.de

Fotos: © morph4 architecture

In einem Neubaugebiet der luxemburger Ortsschaft im Süd-Osten des Landes liegt das Einfamilienwohnhaus auf einem sogenannten Eckgrundstück. In einem Meer von Einfamilienhäusern in heterogener, vielfältiger Gestaltung wurde ein Gebäude eingefügt, dessen Architektur Ruhe und Klarheit ausstrahlt und welches sich in keiner Weise aufdrängt.


Die besondere Situation eines fast allseitig freien Eckgrundstückes stellt dazu Vorteile aber auch besondere Herausforderungen bereit. Um diesen Vorzügen gerecht zu werden bedarf es unterschiedlicher Sichtweisen und im wahrsten Sinne des Wortes „Standpunkten“ um die Schnittmenge aller Vorteile in der finalen Architektur zu vereinen.

Der kubisch anmutende Baukörper fügt sich entsprechend der gegebenen Orientierungen des Ortes funktional und formal ein. Dabei greift das Gebäude maßgebliche Grenzen auf, welche die Grundform eines Parallelogramms vorgibt. Auf dem fast gänzlich im Erdreich befindlichen Untergeschoss sind die beiden Vollgeschosse, Erd- und Obergeschoss, sowie oben abschließend ein rückversetztes, ausgebautes Dachgeschoss mit Sattel gestaffelt angeordnet. Dabei verdrehen sich die Geschosse leicht zueinander, sodass die verschiedenen Fassaden geschossabhängig ihrer Nutzung entsprechend optimal orientiert werden. Durch diese Dynamik bilden sich Vor- und Rücksprünge, wichtige geschützte Bereiche und Zonierungen die das architektonische Konzept stärken und dem Gebäude trotz der monolithischen Konzeption eine Dynamik und Leichtigkeit verleihen.

Zur „Nordstraße“ des Eckgrundstückes orientiert sich der Haupteingang einladend und gut ersichtlich durch die alleinstehende, geschossübergreifende Öffnung. Die Hauptnutzungen im Erdgeschoss wie Kochen, Essen und Wohnen, sowie die Zimmer im Obergeschoss orientieren sich mit dem Sonnen- und Tagesverlauf an der Süd- und Westfassade. Entsprechend großformatige meist raumhohe Fensteranlagen mit Außen- und Innenecken sichern hier die wichtigen Beziehungen der Innen- und Außenräume Geschützt und zurückhaltend zeigt sich die hohe, hier dreigeschossige Ostfassade. Hinter dieser ordnen sich in allen Geschossen die Bäder, Abstell- und Lagerbereiche sowie die vertikale Technikverteilung an. Hier befindet sich im Außenbereich zudem die Abfahrt zum Untergeschoss welches über Anschluss-, und Technikraum, Keller- und Lagerflächen, sowie eine große Doppelgarage verfügt.

Der Begriff der „fünften Fassade“ findet seine berechtigte Begründung in der Dacharchitektur. Auf daseigentlich abschließende Flachdach des Wohnhauses setzt sich final ein Staffelgeschoss in Form einer zurückgesetzten leichten Holzrahmenkonstruktion mit Satteldach auf. Dieser homogene, durch patiniertes Zink dunkel und differenziert wirkende Aufbau öffnet sich vollflächig am Westgiebel und erlaubt dadurch eine vollwertige und flexible Nutzung des studioartigen Innenraumes und die Begehung einer Terrassenanlage auf dem Flachdach. Neben der gewünschten zusätzlichen Nutzfläche ermöglicht die Konstruktion zudem die Aufnahme der architekturintegrierten Photovoltaikanlagen. Diese bilden zusammen mit den dunklen Zinkoberflächen eine homogene Fassaden- und Dachbekleidung und somit die klare und gewollte Zurückhaltung des Dachaufbaus. Die Ruhe und Klarheit der Architektur setzt sich im Innern konsequent durch offene, logische Raumabfolgen und ein ehrliches Materialkonzept
fort. Die Betonwände der tragenden Konstruktion zeigen sich an ausge- wählten Wandflächen als Sichtbeton und stehen im spannenden Kontrast zu den geölten Eichenholzböden.

Die hellen, geschliffenen Beton- Terrazzoböden der Erschließungsbereiche schaffen zusammen mit den Wand- und Deckenflächen im weißen Kalkputz ein fast schon neutrales Raumgefühl und Erscheinungsbild. Aber gerade dadurch können sich die wiederkehrenden, zentralen Sichtbetontreppen-
läufe über die drei Geschosse hinweg entfalten. Zusammen mit den durch alle Geschosse durchlaufenden vertikalen Eichenholzlamellen zeigt sich die innere Erschließung als zusammenhängendes Treppenelement und eines der Hauptmerkmale des Gebäudeinneren. Das Einfamilienwohnhaus weist eine zukunftsfähige gebäudetechnische Ausstattung auf, die das Gebäude nahezu autark nutzen lässt.

Die intelligenten, hocheffizienten Kombinationen aus modulierender Wärmepumpe mit Erdwärmekollektoren und Pufferspeichern in Verbindung mit der architekturintegrierten Photovoltaikanlagen mit Stromspeicher und innovativer KNX-Gebäudesteuerung machen diese Unabhängigkeit möglich. Die thermische Hülle aus Dämmebenen nach sinnvollen ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten nach energetischen Nachweisen und detaillierten Wärmebrückenanalysen, eine zentrale Anlage zum kontrollierten Frischluftwechsel ohne Wärmeverluste und eine Regenwassernutzungsanlage runden das energetische Konzept schlüssig ab. Neben diesen innovativen, energetischen Lösungen hatte die Auswahl der Baumaterialien einen besonderen Stellenwert.
Sämtliche raumluftrelevanten Innenausbaumaterialien wie Wandfarben, Holzwerkstoffplatten, Parkettböden und andere teils verleimte Bauelemente mussten baubiologisch unkritische Werte aufweisen sodass mögliche gesundheitsschädlichen Ausdünstungen ausbleiben. Somit ist ein dauerhaft „gesundes Wohnen“ nachweislich gesichert.

Zitat der Bauherrschaft:
„Unser Haus wurde nach unseren individuellen Wünschen, Vorstellungen und Bedürfnissen geplant und durchgeführt. Themen wie Energie und Nachhaltigkeit haben uns während des ganzen Projektes begleitet. Hier war uns der Aspekt des „gesunden Wohnen“ sehr wichtig. …
Unser Haus wurde sehr individuell und persönlich gestaltet. Es passt sich an unsere Lebensumstände und unsere Lebenswirklichkeit an. Es ist unser Traumhaus.“